Um eine Folge von statischen Einstellungen zu vermeiden, kann man auch die Kamera bewegen und so dem Zuschauer ein Gefühl für den Raum vermitteln.
Bewegungen gehören zu den Effekten und sollten deshalb nur gezielt, bewußt für bestimmte beabsichtigte Wirkungen eingesetzt werden.
Kamerabewegungen sind von der Drehzeit abhängig, da sie eine gute und längere Vorbereitung benötigen.
Gängige Kamerabewegungen sind:
Schwenk (Drehen der Kamera zur Seite oder nach oben/unten):
Schwenks (Horizontal-, Vertikal-) sind Kamerabewegungen um die eigene Achse und dienen meist für "Enthüllungen" von bislang unsichtbaren Bildinhalten. Bei sehr großem Tempo von Schwenks spricht man von Riß- oder Reißschwenks.
Fahrt (Bewegung der Kamera im Raum mit Hilfe von z.B. einem Kamerawagen):
Kamerawagen auf Schienen bei Dreharbeiten
Fahrten sind dramatischer als Schwenks oder Zooms. Auch hier gibt es Abstufungen der Dynamik entsprechend der ausgeführten Geschwindigkeit. Bei Fahrten unterscheidet man Horizontal-, Vertikal- und Parallelfahrten. Horizontalfahrten auf das Objekt zu oder von ihm weg haben ähnliche Funktion wie Schwenks sowie betonende, unterstreichende oder im letzteren Fall distanzierende Wirkung. Parallelfahrten wirken äußerst dynamisch, da die Kamera auf der Höhe des sich bewegenden Objekts bleibt und sich so das Objekt stationär und der Hintergrund bewegt abbilden läßt. Die Dramatik solcher Fahrt läßt sich weiter dadurch steigern, daß zwischen Kamera und Objekt eine durchbrochene weitere stationäre Bildebene eingeschoben wird (z.B. Bäume). Ein Sonderfall von Parallelfahrten sind Vorweg- oder Hinterherfahrten; beides vorwärts wie rückwärts möglich. Vertikalfahrten werden zur Strukturierung des Films benutzt, sie beziehen Zuschauer gezielt in eine Handlung mit ein oder entlassen sie daraus (Filmanfänge, Filmschlüsse - die berühmte nach oben fahrende Kamera am Filmschluß entspricht dem literarischen Ausblick, evtl. dem "und wenn sie nicht gestorben sind ...").
Ein Kamerawagen, ein sogenannter Dolly
Achtung: Fahrten sind technisch unter Amateurbedingungen häufig ein Problem, Rollstühle oder ähnliche "Fahrgelegenheiten" für den Kameramann/die Kamerafrau bei Horizontal-, Vorweg- oder Hinterherfahrten zeitigen aber gute Ergebnisse, sogar Rolltreppen, Fahrstühle u.ä. lassen sich bei geschickter Wahl von Schauplatz und Perspektive für Vertikalfahrten gut einsetzen - eine Fahrt "zu Fuß nachzuahmen", empfiehlt sich in keinem Fall: Die Kamera ist, was unbeabsichtigte Wackler angeht, wesentlich "empfindlicher" als das Auge, solcherart Film wirkt meist unbeabsichtigt dilettantisch. Es gibt indessen die "Handkamera", die gezielt während des Filmens auf der Schulter transportiert wird: Dies erzeugt einen "dokumentarischen" Stil (funktioniert gut allerdings nur bei Kameras, die groß genug sind, daß man sie wirklich auf der Schulter tragen muß; die kleinen Amateurkameras, die man freihändig vor das Auge hält, eignen sich dazu nicht).
Die Steadicam / Steadycam ist ein komplexes Halterungssystem für tragbare Film- und Fernsehkameras, das verwacklungsarme Bilder von einem frei beweglichen Kameramann ermöglicht.
Kranaufnahme
Kranaufnahmen erlauben eine enorme Beweglichkeit der Kamera in und über der Szene. Kranaufnahmen sind in vielen Fällen auffällig, lenken die Aufmerksamkeit auf die Bildführung selbst. Manchmal ermöglichen sie eine kontinuierliche Kamerabewegung, die physikalisch unmöglich erscheint
Zoom
Zooms ahmen mit Hilfe wechselnder Brennweite den Effekt von Fahrten nach, wirken aber weniger realistisch, da sie sich nicht auf den wesentlichen Bildteil beschränken lassen, sondern immer den Hintergrund mit einbeziehen. Gegenläufig kombinierte Reißzooms und -fahrten haben stark schockierenden Charakter, weil auf diese Weise suggeriert werden kann, daß sich umliegende Gegenstände (Wände, Personen) von dem Objekt, der Person fort- oder auf sie zubewegen: Sie erzeugen so das Gefühl von Isolierung bzw. Bedrohung. Wichtige Elemente und Personen können mit einer Fahrt oder einem Zoom spannender eingeführt werden.
Entfesselte Kamera
Die sich subjektiv durch den Raum bewegende Kamera steigert unsere Aufmerksamkeit durch den ständig anhaltenden Bewegungsreiz. Sie sollte allerdings sehr sparsam benutzt werden und inhaltlich gut begründet sein. Allgemein sorgt "die entfesselte Kamera" für größere Dynamik, Dramatik, sie ist "emotionaler".
Standkamera
Eine nicht bewegte Kamera ist eine Stand- oder stationäre Kamera. Dringend ist zu empfehlen, trotz des größeren Aufwandes eine Standkamera tatsächlich immer vom Stativ aus zu betreiben: An dem Vorhandensein bzw. Nicht-Vorhandensein des Zitterns oder Wackelns bei Standbildern, das bei einer aus der Hand oder von der Schulter aus betriebenen Kamera unvermeidlich entsteht, macht sich erfahrungsgemäß ein Gutteil des Zuschauerempfindens von Professionalität/Amateurhaftigkeit fest.